Ich spiel dann jetzt! Wie Günter Netzer zum ersten Popstar des deutschen Fußballs wurde Von Stefan Osterhaus Kaum ein anderes Spiel zweier deutscher Klubmannschaften ist derart von Legenden umrankt wie das DFB-Pokalfinale vom 23. Juni 1973 zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln. Es war das letzte Spiel des Regisseurs Günter Netzer für die Borussia. Er saß anfangs auf der Bank, wechselte sich in der Verlängerung eigenmächtig ein ("Ich spiel dann jetzt!") und entschied das Spiel mit einem spektakulären Volleyschuss. Kein anderer Moment steht so sehr für den Mythos Günter Netzer. Der vermag selbst heute, 50 Jahre später, noch zu faszinieren - auch, weil Netzer und seine Generation sich deutlich von den Profis der Gegenwart abhoben und ein anderes Publikum für den Fußball begeisterten. Netzer fuhr Ferrari und betrieb eine Diskothek, er sammelte Kunst. Durch ihn kamen auch Künstler und Intellektuelle in die Stadien. Kurz: Der Fußball wurde gesellschaftsfähig.
Tupolew 134 Nach dem gleichnamigen Roman von Antje Rávic Strubel Mit: Dagmar Manzel, Sylvester Groth, Horst Kotterba, Isabel Schosnig, Anja Brünglinghaus u. a. Komposition: Martin Daske Hörspielbearbeitung und Regie: Barbara Meerkötter (Produktion: SWR 2007) Wie Lutz arbeitet Katja seit Jahren in einem Automobilwerk. Anders als er hält sie es in der DDR nicht mehr aus. Als eine Delegation aus dem Westen den Betrieb besucht, wirft sie sich Hans an den Hals, vor den Augen der Stasi und ihrer besten Freundin Verona. Mit Lutz fliegt sie nach Danzig, dort soll Hans mit zwei gefälschten Pässen warten. Doch er kommt nicht, und Lutz erzwingt auf dem Rückflug nach Berlin die Landung in Tempelhof. Warum hat Lutz das getan? Liebt Katja Hans, Hans Katja? Hat Verona die Stasi informiert, dass Hans nach Danzig wollte? Basierend auf einem tatsächlichen Ereignis.
Die Bienenkönige Nach der gleichnamigen Erzählung von Elfriede Jelinek Regie: Hartmut Kirste Mit: Rolf Becker, Hans-Peter Bögel, Kirsten Dene, Peter Fricke, Cornelia Froboess, Hannelore Hoger, Max Kirste, Eva Maria Klatt, Stephan Kobow, Marianne Lochert, Hannes Messemer, Joachim Nottke, Wiebke Paritz, Matthias Ponnier, Christa Rossenbach, Walter Andreas Schwarz, Helmut Woestmann, Manfred Zapatka Komposition: Gottfried von Hüngsberg Ton und Technik: Walter Jost, Brigitte Hermann Produktion: SDR / RIAS Berlin 1976 Länge: 83"27 Eine nukleare Katastrophe reduziert unsere hochentwickelte Gesellschaft auf eine kleine unterirdische Kolonie, die von ausschließlich männlichen Wissenschaftlern regiert wird. Diese "Bienenkönige" haben alle Fäden in der Hand, auch die Fortpflanzung. Elfriede Jelinek inszeniert eine kämpferische Auseinandersetzung mit der Rolle der Geschlechter. Nach einer nuklearen Katastrophe auf der Erde herrschen die Computer der "Bienenkönige" über die Frauen, die zum einen Teil unfruchtbar sind, zum anderen Teil nur männliche Nachkommen gebären. Schließlich gelingt den Wissenschaftlern die Entwicklung eines Serums, das beiden Frauenkasten - den "Hetären" und den "Gebärmaschinen" - die Unsterblichkeit garantiert; die Nachgeborenen haben jedoch sterbliche Sklaven zu bleiben. Als unerwartet ein Mädchen geboren wird, kippen die Machtverhältnisse. Elfriede Jelinek, geboren 1946 in Mürzzuschlag/Steiermark, ist Schriftstellerin. Lyrik, Prosa, Theaterstücke, Drehbücher, Hörspiele, Libretti. 2004 erhielt sie den Literaturnobelpreis. Hörspiele zuletzt: "Am Königsweg" (BR 2017), "Das Licht im Kasten" (BR 2017), "Wut" (BR 2018).
Röhrensystem - Die polnische Vibrafonistin Izabella Effenberg Von Konrad Bott "In die Röhre zu gucken" ist im Allgemeinen nichts Schönes. Für Izabella Effenberg schon. Die gebürtige Polin hat über eine klassische Ausbildung am Schlagwerk ihre Liebe zum Vibrafon entdeckt. Für ein Jazzstudium ist sie 2007 nach Nürnberg gekommen und seitdem in Deutschland geblieben. Als Frau am Vibrafon ist sie auch hierzulande noch eine Besonderheit und beliebte Sidewoman. Wie sanft und ätherisch aber auch wie lebendig und explosiv Holz, Stahl und Stoff in Kombination miteinander klingen können, beweist Izabella Effenberg als Bandleaderin ihres eigenen Trios.
Hinterlassenschaften Vom Umgang mit Vorgefundenem Von Florian Felix Weyh Regie: Thomas Wolfertz Produktion: Deutschlandfunk 2020 Etwas ist da, und es ist nicht von mir - eine Hinterlassenschaft. Spuren der Vergangenheit im Gegenwärtigen. Oft nehmen wir sie nicht wahr, manchmal aber stolpern wir darüber. Über vermachte Schulden. Über geerbte Talente. Wie soll man damit umgehen? Sollte man die Hinterlassenschaften forträumen, um den Berg an Unerwünschtem nicht weiter anwachsen zu lassen? Sich ihnen aktiv verweigern? Sollte man das Hinterlassene ehren oder vermehren, um so voll davon zu profitieren? Oder muss man es einfach belassen, wo es ist, womit man zugleich seine Existenz verfestigt? Manche Hinterlassenschaft, etwa die der Eltern im eigenen Gencode, muss man akzeptieren. Sind Hinterlassenschaften also einfach Glück oder Pech? Oder stellen sie einen nicht eher vor die Aufgabe, originelle Umgangsweisen damit zu suchen? Obwohl alle Menschen im Laufe ihres Lebens mit Hinterlassenschaften zu tun bekommen, gibt es kaum Handreichungen, wie man damit umgehen soll. Anhand überraschender Beispiele entwickelt das Feature ein ironisches Handout zur Hinterlassenschaftsbewältigung: Tabula rasa wäre eine Fiktion. Hinterlassenschaften
Der junge Altmeister Albrecht Dürer revisited Von Angelika Kellhammer BR 2021. Wer heute auf einen Friedhof geht, sieht sie überall: die betenden Hände von Dürer. Ein Riesenhit auf Gräbern, Urnen, aber auch auf Oberarmen und Oberschenkeln, es gibt kaum ein beliebteres Tattoo weltweit. Auch einen Hasen stellt man sich genauso vor, wie Dürer ihn gezeichnet hat. Man kann schon sagen: Der Nürnberger Maler hat mit einen Bildern wirklich unsere Art die Welt zu sehen für immer beeinflusst. Aber was wissen wir eigentlich von Dürer selbst? Wer war dieser langhaarige Künstler aus Nürnberg, der mit seinem Auftreten gegen Konventionen rebellierte, sich gegen den Vater auflehnte, weil er ein freier Künstler sein wollte, und der später mit seinen Apokalypse-Holzschnitten seinen Zeitgenossen das Gruseln lehrte. Das Bayerische Feuilleton zeichnet sein Leben in Nürnberg nach, befragt seine Bilder, sucht in Briefen und Tagebüchern nach dem leibhaftigen Menschen und entdeckt einen Künstler, der verzweifelt um das richtige Maß der Schönheit ringt. Dürer hat sein Leben lang geforscht und erfunden, war neugierig und jung. Erst die Verehrung und Idealisierung der vergangenen Jahrhunderte hat ihn seltsam alt gemacht, zum unbeweglichen starren Denkmal. Dabei hat der unruhige Geist einmal gesagt: "Das Leben ist ein Seil oder ein Federbett. Man gebe mir das Seil."
Moderation: Henry Altmann Cubano Be, Cubano Bop der kubanische Saxofonist Paquito D"Rivera Seine Auftritte mit der Band Irakere waren 1978 die Sensation der Festivals von Newport und Montreux. Nach seiner Flucht in die USA 1981 prägte Paquito D"Rivera den Latin Jazz. Als Gründungsmitglied des United Nations Orchestra machte er Musiker wie Pianist Alon Yavnai, Schlagzeuger Antonio Sánchez oder Trompeter Claudio Roditi zu Stars und beeinflusste den modernen Latin Jazz wie kaum ein zweiter.